Abschied von Pfarrerin Renate Schindelbauer

Pfrin Renate Schindelbauer wird am 26. Juli in den verdienten Ruhestand verabschiedet. Dazu gibt es am 15.00 Uhr ein großes Fest samt Lagerfeuergottesdienst. Dieser beginnt um 18.00 Uhr. 

Sie verabschiedet sich im Gemeindebrief mit folgenden Worten: „Mit allen Wasser gewaschen“. Das ist der Titel unseres neuen Dreiklangs. Jemand, der mit allen Wassern gewaschen ist, hat die Tricks voll drauf! Er kennt die geheimen Hintertürchen, die zu dem gewün-schten Vorteil führen. Sie weiß alle Schleichwege und kann schon auch mal die geltenden Gesetze umgehen, wenn es zu ihrem Vorteil ist. Jemand, der mit allen Wassern gewaschen ist: Da stelle ich mir eine Person vor, die mehr Ellenbogen als Herz zeigt. Aalglatt und hinterlistig wirkt sie vielleicht auch.

Ich halte von jemand, der mit allen Wassern gewaschen ist, ehrlich gesagt, lieber Abstand. Mir macht so jemand eher Angst. Und ich selbst möchte niemand sein, die mit allen Wassern gewaschen ist. Mir spricht da ein Gedicht von Wilhelm Willms aus der Seele: 

taufe oder mit allen 
wassern gewaschen

wir möchten nicht
dass unser kind
mit allen wassern gewaschen wird

wir möchten
dass es
mit dem wasser der 
gerechtigkeit
mit dem wasser der 
barmherzigkeit
mit dem wasser der liebe und des friedens
reingewaschen wird

So beginnt dieses Gedicht.
Natürlich, bei der Taufe spielt Wasser eine entscheidende Rolle. „Reingewaschen“ schreibt der Dichter. Martin Luther hat gesagt, er möchte jeden Tag in seine Taufe zurückkriechen wie eine Schnecke in ihr Haus. Und dann wieder herauskommen: frisch gewaschen und gestärkt, mit neuem Lebensmut ausgerüstet.

Taufe bedeutet: Zumindest Gott schenkt mir jeden Tag ein frisches weißes Hemd ohne Flecken.
Und ich darf jeden Tag wieder neu versuchen, damit gut durch den Tag zu kommen. Ich muss weder andere noch mich selbst auf meine Fehler und auf mein Versagen festlegen, sondern darf neu anfangen.
Ich finde es nicht leicht, so zu leben. Und nach fast 16 Jahren in einer Gemeinde, da gibt es manches, was an Fehlern passiert ist. Manchen Menschen und manchen Situationen bin ich nicht gerecht geworden. Das tut mir leid und ich bitte diejenigen, die ich verletzt oder übersehen habe, um Entschuldigung.

Taufe ist aber noch mehr: Bei den vielen Taufen in meinem Pfarrerinnenleben habe ich jedem Täufling zugesprochen: „Dein Name steht in den Handflächen Gottes. Niemals wirst du aus Gottes Hand herausfallen. Du bist wichtig. Für Gott und für diese Welt.“ Und bei der Salbung mit dem duftenden Öl habe ich wohl etwa 500 mal davon erzählt, dass jeder Mensch königliche, unverlierbare Würde und einen Auftrag in diesem Leben hat.

Unzählig viele Namen stehen in Gottes Handflächen, so stelle ich es mir bildlich vor. In eine weltumspannende Gemeinschaft werde ich durch die Taufe sichtbar und hörbar mit hineingenommen. So wie ein Wassertropfen zum Ozean dazugehört, gehöre ich zu dieser großen Gemeinschaft der Christinnen und Christen auf der ganzen Welt dazu. Wir können und sollen füreinander da sein.

Davon habe ich in meiner Zeit als Pfarrerin ganz viel erlebt. Hier in Dietersdorf, aber auch in den anderen Gemeinden, in denen ich tätig war: Da sind Menschen, die selbstverständlich anpacken, wenn Not ist. Da sind Leute, die ich um Rat fragen kann und denen ich von ganzem Herzen vertrauen kann. Da entsteht Gemeinschaft, indem wir die Freude und den Kummer des Lebens miteinander tragen. Dafür bin ich unendlich dankbar – Worte reichen dafür gar nicht aus. Und eines muss ich schon sagen: Meine Zeit hier in der Kirchengemeinde Dietersdorf und in der Pfarrei an Zwiesel und Rednitz war eine große Bereicherung und es war mir eine große Freude, gerade hier zu arbeiten und so viel Offenheit und Wohlwollen zu erleben.

Mich beruhigt es beim Abschiednehmen sehr, dass die Verbundenheit als Christinnen und Christen bestehen bleibt. Ein Freund von mir hat einmal gesagt: „Christ*innen sehen sich nie das letzte Mal!“

Die Taufe schenkt mir die große Hoffnung, dass ich (und alle anderen auch) wie ein Kettenglied an Jesus Christus dranhänge und dass er mit mir nicht nur durch das Tauf/Tauchwasser hindurchtaucht, sondern auch durch den Tod.

Wenn wir uns vorher bei der einen oder anderen Gelegenheit auch schon wiedersehen, ist es umso schöner.

Ich freue mich auf den Neuanfang im Ruhestand in der Gerasmühle. Und ich werde manches vermissen, was ich immer gern getan habe. Taufen gehört unbedingt dazu!

In ganz herzlicher
Verbundenheit

Pfarrerin
Renate Schindelbauer